Generated Shownotes
Chapters
0:00:35 Einführung und Vorstellung
0:03:40 Erlebnisse der ersten 100 Tage
0:06:25 Games und die Bedeutung der Branche
0:08:42 Der Kampf gegen das Faxgerät
0:15:15 Bayerns Erfolge in der Digitalisierung
0:17:15 Bayerns digitale Initiative
0:21:41 Flächendigitalisierung auf dem Land
0:23:17 Herausforderungen in der IT-Planungsrat-Positionierung
0:26:55 Grundzüge einer zeitgemäßen Digitalpolitik
0:30:44 Schutz vor Cyberkriminalität in Bayern
0:33:15 Zusammenarbeit mit dem LSI in Bayern
Long Summary
Fabian Mehring, der Bayerische Digitalminister, spricht in der 165. Ausgabe des E-Government-Podcasts über die Bedeutung der Digitalisierung für die Zukunft. Er betont die Notwendigkeit, die Verwaltung end-to-end zu digitalisieren, um KI-Anwendungen effektiv nutzen zu können. Fabian setzt sich für die Abschaffung von Faxgeräten ein, um die Effizienz zu steigern und lobt die Fortschritte Bayerns in der Digitalisierung. Er möchte als Digitalminister in Deutschland einen Namen machen und betont die Bedeutung einer modernen Digitalpolitik, die Bürokratie überwindet und auf IT-Sicherheit setzt. Fabian unterstreicht den Wert von Cybersicherheit, Zusammenarbeit und digitaler Teilhabe. Er plädiert dafür, dass Bayern eine führende Rolle in der Digitalisierung einnimmt und die Verantwortung im IT-Planungsrat übernimmt. Fabian spricht über die Notwendigkeit, KI voranzutreiben, Bürger in den Prozess einzubeziehen und die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Behörden zu stärken.
Brief Summary
In der 165. Ausgabe des E-Government-Podcasts betont der Bayerische Digitalminister, Fabian Mehring, die Wichtigkeit der Digitalisierung für die Zukunft. Er setzt sich für die end-to-end Digitalisierung der Verwaltung ein, um KI-Anwendungen effizient nutzen zu können, plädiert für die Abschaffung von Faxgeräten zur Steigerung der Effizienz und lobt Bayerns Fortschritte in der Digitalisierung. Fabian strebt danach, als Digitalminister in Deutschland bekannt zu werden, betont die Bedeutung einer modernen Digitalpolitik, die Bürokratie überwindet und auf IT-Sicherheit setzt. Er unterstreicht den Wert von Cybersicherheit, Zusammenarbeit und digitaler Teilhabe, plädiert für Bayern als Vorreiter in der Digitalisierung und die Übernahme von Verantwortung im IT-Planungsrat. Fabian spricht über die Förderung von KI, die Einbeziehung von Bürgern in den Prozess und die Stärkung der Zusammenarbeit zwischen Behörden.
Tags
Digitalminister, Digitalisierung, E-Government-Podcast, KI-Anwendungen, IT-Sicherheit, Bürokratie, Bayern, Cybersicherheit, Verantwortung, IT-Planungsrat
Transcript
Einführung und Vorstellung
Torsten:
[0:36] Hallo und herzlich willkommen zur 165. Ausgabe des E-Government-Podcast.
Ich bin Thorsten Frenzel und heute habe ich mich mal beim Digitalministerium eingeladen, beim Bayerischen. Und neben mir sitzt der Fabian. Grüß dich, Fabian.
Fabian:
[0:48] Servus, herzlich willkommen. Schön, dass du bei uns bist, Arte.
Torsten:
[0:51] Magst du dich vielleicht ganz kurz vorstellen?
Fabian:
[0:52] Gerne. Fabian Mehring ist der Name, darf seit 2018 Abgeordneter im Bayerischen Landtag sein, war die letzte Legislaturperiode über der parlamentarische Geschäftsführer meiner Regierungsfraktion bei den Freien Wählern und darf jetzt seit dem November letzten Jahres der Bayerische Digitalminister sein, also an der Spitze des Zukunftsministeriums, des coolsten und natürlich auch des wichtigsten Ministeriums innerhalb der Bayerischen Staatsregierung stehen, das zum beruflichen Privat aus dem Landkreis Augsburg verheiratet.
Wenn ein bisschen mehr Zeit wäre, eigentlich Sportler und Tennisspieler, aber wie man an dem immer enger werdenden Hemd sieht im Moment, mit wenig Zeit ausgestattet, weil rund um die Uhr unterwegs für ein modernes, digitales, innovatives Bayern.
Torsten:
[1:33] Ja, schön, dass ich hier sein darf. Und es geht heute um genau dich, um 100 Tage Digitalminister.
Und da fange ich gleich mal an. Wie ist denn das, 100 Tage Digitalminister? Wie fühlen Sie sich an?
Fabian:
[1:44] Ehrlicherweise immer noch hinreichend ungewohnt. Ich gehöre immer noch zu denen, aber ich glaube, dass das eher was Gutes, also was Schlechtes ist, wenn es heißt, Herr Staatsminister, sich umschauen und sich überlegen, wer denn gemeint sein könnte, um dann irgendwann festzustellen, hoppala, die meinen ja mich.
Nämlich, es ist einerseits ein Riesenprivileg, sich um dieses Thema in der politischen Federführung kümmern zu dürfen, weil es meine feste Überzeugung ist, Digitalisierung ist das Masterthema unserer Zeit.
Bei der Frage des Digitalen wird sich entscheiden, ob wir es schaffen, unseren Wohlstand in die Zukunft zu tragen, ob wir es schaffen, unsere Gesellschaft zusammenzuhalten, ob wir es schaffen, auch die Identifikation der Menschen in einem positiven Sinne mit dem Staat wiederherzustellen, die so ein bisschen verloren gegangen ist.
Also spannendes Thema, aus meiner Sicht das spannendste Thema, das es derzeit gibt in der politischen Landschaft.
Und natürlich auch, das ist so ein bisschen die Lessons learned der letzten Monate, das coolste Haus, weil wir schon so ein bisschen ein Antiministerium sind und das ist als einer der wenigen Jungen in so einer politischen Spitzenposition in Deutschland schon auch was, wo ich besonders stolz drauf bin und was mir besonders viel Freude macht, dass ich nicht der Chef einer obersten Landesbehörde bin, die so ein bisschen Acken.
[2:50] Von einem Zimmer ins andere trägt, sondern dass in meinem Haus eine ganze Horde wirklich cooler Menschen, vieler junger Menschen, die schon auf der ganzen Welt unterwegs waren, arbeitet, die mit extremer Hands-on-Mentalität aufgekrempelten Ärmeln am Start sind und richtig was bewegen wollen. Und das war auch immer meine Art, Politik zu machen.
Und deshalb fühle ich mich nach diesen 100 Tagen pudelwohl in der Rolle.
Habe richtig Lust, da weiter ordentlich anzuschieben. Ja, auch schon einiges auf den Weg bringen können, gemessen an der kurzen Zeit, die ich jetzt im Amt sein darf.
Aber natürlich ist es trotzdem immer noch spannend, auf einmal Minister zu sein.
Torsten:
[3:24] Sehr schön. Zum Thema Fax kommen wir gleich noch. Ich hatte das Befürchtet.
Ja, wer mit so einem Aufzug nach Veitshöchheim fährt, der muss natürlich sich auch den Fragen stellen.
Aber, weil ich gerade sage Veitshöchheim, du bist sehr aktiv auch in den sozialen Medien und das sind ja coole Sachen, was du hier im Amt machst.
Erlebnisse der ersten 100 Tage
[3:40] Was hast du in den letzten 100 Tagen so erlebt?
Fabian:
[3:45] Ehrlicherweise, da müsste ich die Frage stellen, wie lange du Zeit hast, weil damit könnten wir alleine.
Torsten:
[3:49] Also das Limit ist bei deiner Zeit.
Fabian:
[3:51] Nicht bei meiner. Das ist eines meiner Hauptprobleme übrigens in dem neuen Amt geworden. Nein, in der Tat können wir damit in den eigenen Podcast füllen.
Es gibt irgendwie, das war die erste spannende Diagnose, dass man sich ja da erstmal nicht den Hauch einer schon frisst.
Also bei mir war es so, dass ich vereidigt worden bin.
Man läuft dann da in der Früh irgendwie in den Landtag hoch und hebt einmal die Hand und schwört.
Und ab dem Moment ist man dann Staatsminister, beziehungsweise vielmehr ab dem Moment eine Stunde später, wenn einem der bayerische Ministerpräsident dann diese Ernennungsurkunde in die Hand drückt.
Und bei mir war es dann so, dass man mich von dieser Übergabe der Urkunde ins Haus gefahren hat.
Da gab es eine mega cool empfangene Mannschaft. Mir wurde irgendwie gesagt, ja, das machen wir wann anders. Da kommen jetzt so fünf Leute am Schiff und so.
Die Wahrheit war, die ganze Mannschaft stand da. Irgendwie 200 Leute, die alle mich da mit Standing Ovations empfangen haben, was mega cool war.
Aber da ging es am selben Abend der Vereidigung für mich gleich nach Berlin, weil da Digitalministerkonferenz war.
Und dann hatte ich quasi fünf Stunden nach dem Schwören zum ersten Mal die Bayernfahne auf dem Tisch stehen und habe für den Freistaat verhandelt.
Also wirklich krass. Das sind so Dinge, die man da erlebt.
Ansonsten erlebt man, dass einen jeden Tag in der Früh ein großes Auto abholt, das einen nur mit danach wieder ausspuckt und dass die Terminlichte so hoch ist, dass man sich dann irgendwie denkt, man kriegt die eigenen Termine nicht mehr zusammen, bis man abends wieder zu Hause ist. Also schon krasse Schlagzeilen.
[5:08] Aber man hat natürlich auch die Möglichkeit, ordentlich was zu gestalten.
Und da sind jetzt schon auch in Relation zu meiner früheren Rolle so ein paar neue Dinge dabei.
Ich habe ja so ein bisschen den Vorteil, dass ich die letzten fünf Jahre schon parlamentarischer Geschäftsführer innerhalb unserer Koalition war.
Das heißt, für mich war jetzt hohe Schlagzahl, viel Arbeit, viel politische Präsenz nicht völlig neu.
Jetzt ist es aber so, dass da ein paar neue Dinge schon dazukommen.
Man vertritt auf einmal Bayern auch auf der Berliner Ebene.
Ich will ja auch so ein bisschen Antreiber für die Bundesregierung sein, die aus meiner Sicht ein bisschen arg im Schlafwagen ist. was das Thema Digitalisierung anbetrifft.
Man vertritt Bayern in Brüssel, ist auf EU-Ebene unterwegs.
Da war die KI-Verordnung jetzt ja an diesem Thema gewesen.
Man ist Chef einer obersten Landesbehörde. Also überall sind auf einmal ganz, ganz viele Mitarbeiter, die felsenfest behaupten, man wäre jetzt ihr Chef.
Nein, Spaß beiseite. Also man hat auch große Freude, mal so ein Haus führen zu dürfen und da wirklich tolle Menschen motivieren zu dürfen.
Ich glaube auch, das ist so ein bisschen was, was mich vielleicht unterscheidet von klassischen Ministern, dass ich natürlich nicht so sehr das Führungsverständnis habe, wie das üblich ist in Staatsministerien, sondern eher versucht, durch Begeisterung und Motivation die Leute mitzunehmen.
Also spannendes Feld, jeden Tag was Neues, kein 9-to-5, sondern eher ein 24-7, aber macht mir diesen Spaß.
Torsten:
[6:16] Ja, und du bist ja nicht nur für das Abschaffen der Faxe zuständig, sondern auch, was ich gerade heute gesehen habe, Games.
Mit Game-Controllern sieht man den Minister da rumstehen. Was hast du denn da gemacht?
Games und die Bedeutung der Branche
Fabian:
[6:26] Das ist ehrlicherweise eines der mit schönsten Parts meines Jobs, dass ich auch der bayerische Games-Minister sein darf, Das müsste draußen beim Games-Ministerium sein.
[6:55] Das Gefühl, wenn es um Games geht, ist irgendwie so ein Hobby von so ein paar IT-Nerds.
Die sitzen im Keller und die zocken und daddeln da rum und das ist irgendwie Games in der öffentlichen Wahrnehmung.
Und die Wahrheit des Games sind sowas wie die Formel 1 für Automotive.
Nehmen wir mal dieses Beispiel, da sagen es nämlich auch viele bei der Formel 1.
Da sagen ja viele immer, naja, die fahren ja irgendwie den ganzen Tag im Kreis mit ihren Autos und verpesten die Luft und machen Lärm. Hört doch damit auf, bringt doch nichts.
Die Wahrheit ist, was die Formel 1 im Bereich von Forschung und Entwicklung auf den Weg bringt, das sehen wir fünf Jahre später in jedem VW Golf.
Und genauso ist es bei der Digitalisierung mit den Games. Deshalb sind die die Formel 1 der Digitalisierung.
Die Dinge, die die Gamer vor fünf oder zehn Jahren entwickelt haben, sind jetzt, Stichwort KI in aller Munde.
Die XA-Brille, die der Herzchirurg aufhat, wenn er Menschenleben rettet, die haben vor fünf, sechs, sieben Jahren mal die Gamer programmiert und entwickelt.
Und deshalb gebe ich der Branche so einen Push. Und ehrlicherweise freut es mich auch, dass das so wirkt.
Da habe ich ja ein paar Dinge gleich, Abamtsantritt verändert, die Förderung erhöht, eigenes Referat in meinem Haus eingeführt, ja, da Games ausgerufen, House of Games in München jetzt auf den Weg gebracht und es wirkt auch, das freut mich, weil jetzt die ersten Umfragen in der Branche zeigen, Bayern ist jetzt der Topstandort für die Games in Deutschland, einer der Topstandorts in Europa und ist die letzten drei, vier Monate entstanden.
Das wird auch von denen, die das in den Umfragen sagen, mit meiner Person und meiner Politik begründet.
Und das macht dann natürlich schon Freude, wenn man merkt, es ändert auch was, was man da tut.
Torsten:
[8:20] Und das ist auch mal ein bisschen eine Abwechslung von Büroalltag, mal so ein bisschen auf einer Gamesmesse. Also ich kann das gut nachvollziehen.
Fabian:
[8:25] Und der Mix macht Spaß. Von Verwaltungsdigitalisierung über Games bis zu KI.
Das ist ja das, was den Job so schön macht.
Torsten:
[8:30] Ja, das ist auch das, was mich an der Verwaltungsdigitalisierung reißt.
Es ist keineswegs was Trockenes.
Das ist was Interessantes, Wichtiges und in meiner Meinung nach eine der interessantesten politischen Themen, die wir aktuell haben.
Der Kampf gegen das Faxgerät
[8:43] Und da komme ich jetzt auch direkt hin. Du hast dem Faxgerät den Kampf angesagt.
Fabian:
[8:48] Warum?
Torsten:
[8:48] Warum?
Fabian:
[8:49] Ehrlich gesagt deshalb, weil ich genau das, Thorsten, was du sagst, teilen würde, dass es eine eigentlich sogar demokratietheoretische Aufgabe ist.
Ich weiß, das klingt pathetisch, deshalb erkläre ich gleich, wie ich es meine. Dass wir es endlich schaffen mit der Verwaltungsdigitalisierung. Warum?
Weil mein Gefühl ist, dass die Menschen ihr Leben zwischenzeitlich weitestgehend digital leben. Und zwar sowohl privat als auch beruflich.
Die Menschen arbeiten den ganzen Tag an irgendwelchen digitalen Endgeräten.
Abends liegen sie auf der Couch, ich zumindest, meine Frau schimpft da immer, haben das Handy auf dem Oberschenkel, fragen die einschlägigen Apps, wo soll es in Urlaub hingehen, wo reserviert man den Tisch für das Abendessen.
So ist das ganze Leben der Leute da draußen, außer sie treffen auf den Staat.
Wenn sie auf den Staat treffen, dann haben sie das Gefühl, Staat ist irgendwie 90er.
Staat ist langweilig, Staat ist chaotisch organisiert, Staat ist nicht digital, Staat ist nicht auf der Höhe der Zeit, Staat kostet meine Zeit, wenn ich auf diese Ämter muss und da rumsitzen in den Wartezimmern.
Und es macht was mit dem Image von Staat in den Köpfen der Menschen.
[9:53] Wenn die Leute dann darüber über Staat frustriert sind und dann kommt die kleinste Kleinigkeit dazu, Schneeräume in München, die es nicht hinkriegen, Asylbewerberheim zu Hause, Kreisklinik, die geschlossen wird, dann kippen wir ganz, ganz schnell Wasser auf die Mühlen.
Irgendwer Herr Rechterspinner, irgendwelcher linken Ideologen, die sagen, ja genau, Staat, Chaos, Staat nicht digital, Staat letztes Jahrhundert.
Und ein Sinnbild dafür ist natürlich, um den Bogen zu spannen, das Faxgerät.
Also wir müssen schaffen, dass Staat wieder cool ist, dass Staat wieder modern ist, dass Staat wieder was ist, was die Menschen begeistert, was innovativ rüberkommt.
Also Staat muss wieder sexy sein, würde ich sagen. Und es geht nicht mit Faxgeräten, weil die sind irgendwie die Dinosaurier des KI-Zeitalters und das Sinnbild für Rückständigkeit bei der digitalen Transformation.
Das ist so ein bisschen der symbolpolitische Punkt. Es gibt aber schon auch noch einen viel ernsteren, der wird in den Medien oft nicht mit Bericht erstattet.
[10:43] Aber die Wahrheit ist halt schon, wenn wir die ganzen Versprechen wahr machen wollen, die jetzt auch unser bayerischer Ministerpräsident dankenswerterweise macht.
Wir machen einen modernen schlanken Staat, wir verschlanken die Verwaltung, wir bauen Bürokratie ab durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz.
Finde ich super übrigens.
Markus Söder ist der einzige Ministerpräsident in Deutschland, der sich für diese Themen begeistern kann. Und es sind nun einmal die Zukunftsthemen.
Wenn wir das wahr machen wollen, dann geht es natürlich nicht, ohne dass wir die Infrastruktur dafür schaffen. Es gibt keine KI-Anwendung für Daten, die wir per Telefax bekommen haben. Das heißt, entweder oder.
Wir können nicht sagen, wir wollen auf den Mars fliegen, aber wir tun es mit der Pferdekutsche. Deshalb, ich bin dafür, dass wir KI machen.
Wenn wir KI machen, brauchen wir aber Ende-zu-Ende-Digitalisierung.
Torsten:
[11:23] Aber dann machen wir doch mal Butter bei den Fischen. Wie willst du die Faxe loswerden?
Fabian:
[11:26] Also zunächst einmal geht es mir insbesondere um die Kommunikation innerhalb der Verwaltung. Die muss Ende zu Ende digitalisiert sein.
Und da haben wir nur eine Chance, dass wir KI-Anwendungen in die Verwaltung bringen, wenn wir es schaffen, dass wir unter den Behörden, dass wir zwischen den Amtszimmern uns nicht mehr Faxe vom einen ins andere schicken, sondern wenn wir digitale Daten haben, die wir auf digitalem Wege miteinander austauschen. Übrigens geht es auch nur dann, Das wäre unser Only-Prinzip. Das heißt also, dass der Bürger, dass das Unternehmen nur einmal dem Staat seine Daten gibt und das glaube ich, dürfen die Menschen im Jahr 2024 schon vom Staat erwarten, dass der Staat dann in der Lage ist, sich selbst zu organisieren und dass nicht eine Woche das Finanzamt und eine Woche das Wirtschaftsministerium, in der nächsten Woche das Innenministerium die gleichen Daten anfrägt und damit den Bürger mit Demokratie nervt.
Auch die ganzen anderen Dinge, wo wir hinwollen, aus dem Digitalministerium raus, aber auch seitens der Staatsregierung, Push-Government zum Beispiel, die werden nur funktionieren auf Basis digitaler Daten.
Jeder, der sein Amazon-Paket bestellt, wird im Minutenrhythmus darüber informiert, wo es gerade ist. Kennt jeder.
Also hat jetzt das Verteilzentrum verlassen, fährt jetzt zu Ihnen, kommt morgen um 9 Uhr an.
[12:34] Gebt mal einen Bauantrag bei einer bayerischen Behörde ab.
Der verschwindet für ein halbes Jahr in einem schwarzen Loch.
Doch, wir hätten eine Riesenchance, die Menschen mitzunehmen, wenn wir da was in dir schaffen, geht aber nur mit digitalen Daten und deshalb intern jetzt die klare Vorgabe, wir wollen es schaffen, sofort beginnend, ich gehe da mal ins Kabinett jetzt in den nächsten 14 Tagen, drei Wochen, intern bis zum Ende des Jahres 2026 völlig ohne Fax unterwegs zu sein.
Was mir aber wichtig ist, ist noch, es ändert nichts für den Bürger, weil das der ein oder andere politische Kollege ja offensichtlich missverstanden hat, deshalb gab es diese leidige Debatte, es ändert nichts für den Bürger, der vielleicht in einem höheren Lebensalter irgendwo in Bayern uns weiterhin was faxen möchte. Wir leben in 2024.
Natürlich kann jeder Bürger uns was faxen. Das kommt halt einfach als Computerfax an in einer Behörde und wird dann medienbruchfrei weiterverarbeitet. Darum geht es mir nicht.
Mir geht es darum, dass wir bei den Datensätzen, die der Staat hat, Ende zu Ende digitalisiert unterwegs sind, weil nur dann können wir KI anwenden.
Also das große KI-Versprechen zu machen und dann weiter zu faxen, das ist wie zu sagen, wir fliegen auf den Mars, aber da fahren wir mit der Pferdekutsche hin. Das geht nicht.
Torsten:
[13:37] Also Kommunikation in den bayerischen Behörden wäre ja jetzt schon ohne Fax möglich. Ich sage nur, Bayern PKI kann ich wunderschön verschlüsselte E-Mails schicken.
Willst du das verpflichtend machen?
Fabian:
[13:46] Ich will zunächst einmal ein bisschen den Innovationsbeschleuniger zünden, indem ich sage, ab Ende 26 gibt es kein Fax mehr.
Und dann ist in jeder Behörde mal der Handlungsdruck da, sich zu organisieren.
Und ich bin, so wie ich die bayerischen Beamtinnen und Beamten und den öffentlichen Dienst kenne, mir sicher, dass die bis 2026 dann eigene Lösungen haben werden, ohne dass ich irgendjemanden verpflichten muss.
Die sind nämlich viel besser als der ein oder andere, die nach außen darstellt.
Die machen einen verdammt guten Job überall, wo ich die erlebe.
Und wenn die jetzt das politische Signal kriegen, ihr habt jetzt ein und dreiviertel Jahre Zeit und dann ist vorbei mit der Faxerei, dann brauchen wir digitale Daten für unsere KI-Anwendungen und so weiter, dann werden die das problemlos hinkriegen.
Und ehrlicherweise zeigt sich das ja auch daran, wer jetzt Zustimmung gibt zu diesem Vorschlag.
Ich wurde ja massiv gewarnt, wie du dir vorstellen kannst, zum Beispiel vor den Juristen.
Da hieß es, die ganze Gerichtswelt, Herr Minister, es bricht alles zusammen, da muss man unbedingt die Dinge hinfaxen, sonst kann da nichts verhandelt werden.
Denn die Wahrheit ist, die Ersten, die zwei Stunden nach der Meldung der Mehring will die Faxe abschaffen, sich solidarisch erklärt haben und im Bayerischen Fernsehen sagten, finden wir super, war der Verband der Bayerischen Richterinnen und Richter, die gesagt haben, bei uns muss man sowieso längst elektronisch die Schriftsätze eingeben als Rechtsanwalt.
Die ganzen Schriftformerfordernisse sind oft eh Käse, räumt endlich diese Bürokratie weg, super, dass es mal einer tut.
Also manchmal, das will ich damit sagen, haben wir auch ein bisschen Angst vor der eigenen Courage.
Und unsere Beamten und unsere Juristen sind da schon viel weiter und viel besser als der ein oder andere Rückständige, der manchmal meint in der Politik.
Bayerns Erfolge in der Digitalisierung
Torsten:
[15:16] Jetzt ist ja Bayern auch dadurch aufgefallen, dass es schon sehr, sehr viel getan hat für die Digitalisierung, auch in Richtung Bürgerinnen und Bürger.
Da ist ja Bayern auf Platz 1, manchmal auf Platz 2, also meistens auf Platz 1, immer abwechselnd mit einem anderen Bundesland. Wie hat das Bayern gemacht?
Fabian:
[15:31] Bei den Flächendehnern sind wir immer die Nummer 1. Manchmal gibt es so einen Stadtstaat, der uns da für einen Monat überholt, das weckt dann immer wieder unseren Ehrgeiz.
Torsten:
[15:39] Ja, die müssen immer nur eine Leistung neu machen, hier müssen wir sie flächendeckend ausmachen.
Fabian:
[15:44] Das macht einen kleinen Unterschied, das im Übrigen denke ich mir auch immer, wenn es dann heißt, wieso Estland denn so viel weiter sei als andere Regionen, da sage ich den Leuten auch immer, Estland ist halb so groß wie München und wenn ich den ein oder anderen Vorzeige-Landkreis irgendwie in Bayern zeigen soll, zeige ich den auch gerne her, also es macht schon auch mal einen Unterschied, wenn ich damit sage, ob man in einem Flächenland unterwegs ist, über 2000 Kommunen oder ob man in einem Stadtstaat unterwegs ist, nichtsdestoweniger, warum läuft das bei uns so gut?
Im Übrigen so gut aus Sicht des Bundes. Das ist ja auch mal wichtig, das zu sagen, weil die Bayerische Staatsregierung ist ja nach ihrer Selbstwahrnehmung bei nahezu allen Themen, die immer eins in Deutschland mit Augenzwinkern formuliert.
In dem Fall bei der Verwaltungsdigitalisierung sind wir es nicht nach Selbstwahrnehmung, sondern sind wir es nach Dashboard des Bundes.
Also die Ampel sagt Bayern ist die Nummer eins und es fällt der Ampel nicht ganz leicht.
Ich war da vor 14 Tagen auch erst beim Kanzleramtsminister dazu, der da übrigens einen guten Job macht auf diesem Thema und beim Innenstaatssekretär, der auch in Bayern ist, nicht nur deshalb, aber auch einen sehr, sehr guten Job macht.
Torsten:
[16:40] Die haben ja gut aufgerüstet jetzt mit dem CDO und allem, also die sind ja schon auch im Kanzleramt ganz gut dabei.
Fabian:
[16:45] Genau so richtig. Und da haben wir natürlich schon ein bisschen auch eine Vorreiterrolle übrigens als Freistaat Bayern, weil wir das erste eigenständige Digitalministerium in Deutschland sind.
Die Hessen machen es uns jetzt ja nach, da gibt es jetzt auch ein Ministerium für Digitales und Innovation.
[16:58] Mein Anspruch ist schon auch, den Bund da ein bisschen zu treiben.
Mein Gefühl ist, dass wenn man draußen die Leute fragen würde, hier in München am Stachhaus oder sonst wo, wer der Digitalminister in Deutschland ist, dass dann jemand mit meinem Namen einfallen würde. Auch das ist bezeichnend.
Kollege Wissing ist in erster Linie Verkehrsminister. Da hat er auch viel zu tun, ohne jede Frage.
Bayerns digitale Initiative
[17:15] Aber ich glaube, dieses Feld Digitales ist etwas unbesetzt und deshalb versuche ich das gerne auch aus Bayern ein bisschen zu füllen. Jetzt aber zu deiner eigenen Frage, Thorsten, warum läuft es in Bayern besser als anderswo?
Ich glaube unter anderem deshalb, weil wir einen Multikanalansatz gefahren haben, weil wir nicht nur OCG-Nachnutzung der Dinge machen, die andere Länder, jetzt geht es ein bisschen in die technischen Details, aber deine Hörer sind da alle fit, nicht nur OCG-Nachnutzung machen von Dingen, die andere Länder entwickeln, sondern weil wir es kombinieren.
Wir tun das, wo es sinnvoll ist, wir machen aber auch Eigenentwicklungen, wir machen auch Vergaben privatwirtschaftlicher Art und das alles miteinander zu kombinieren ist ein Game Changer und der zweite Game Changer ist die Bayern Packages, die wir gemacht haben, zu sagen, wir packen die Leistungen in ein Paket, das Paket finanziert der Freistaat und die Kommunen kriegen es fertig vom Freistaat zur Implementation.
Ich glaube, das ist der wirkliche Erfolgsfaktor, sagen mir auch die CIOs der anderen Bundesländer und der CIO des Bundes.
Das ehrlich gesagt war sehr, sehr klug. Das ist der bayerische Vorteil.
Und am Ende ist, glaube ich, die Erkenntnis damit verbunden.
[18:17] Dass dort digitalisiert werden muss, wo Politik auf die Lebenswirklichkeit der Menschen trifft und das halt in den Kommunen.
Das heißt, ich kann noch so kluge Entscheidungen in München am grünen Tisch treffen.
Am Ende muss ich die Verwaltung bei den Menschen draußen digitalisieren und das geht gut über die Bayern Packages.
Torsten:
[18:30] Weil du gerade sagst Fläche. Du bist ja auch angetreten, schon zur Wahl, ich habe das schon während der Wahl beobachtet, zum Thema Flächendigitalisierung.
Das heißt Digitalisierung draußen auf dem Land.
Jetzt wir in München sagen dann draußen auf dem Land, aber das ist quasi vor unserer Haustür.
Wie willst du so etwas angehen? Weil traut noch ein Land, ich komme selber aus der öffentlichen Verwaltung und der Verwaltungsdigitalisierung.
Wir haben oftmals das Problem, dass genau die kleinen Kommunen sagen, ja wozu soll ich digitalisieren?
Die 20 Einwohner, die kommen halt rein. Oder der Bürgermeister geht vor Ort.
Wie willst du das schaffen?
Fabian:
[19:00] Ich glaube, es sind zwei Dinge, die da der Schlüssel sind, nach meinem Verständnis.
Das eine ist das Thema Infrastruktur.
Das ist manchmal etwas leidig, aber wir müssen das nach meiner festen Überzeugung bekommen.
Wenn mir im Jahr 2024 der österreichische Amtskollege sagt, die einzige Stelle, wenn ich von Wien nach Innsbruck fahre, wo ich nicht arbeiten kann in meinem Auto, ist das Deutsche Eck, die 20 Kilometer, wo ich in Bayern bin.
Das, ehrlicherweise, kann für eine Industrienation und ein Hightech-Land, das wir in Bayern nur noch mal sein wollen und nicht unser Ernst sein.
Nein, das muss aufhören.
Also heißt, wir müssen erstmal, weil sonst kann ich mir die klügsten Dinge in München im Ministerium ausdenken, wenn sie draußen keiner nutzen kann, weil die Infrastruktur nicht da ist, hilft's nichts.
Wir müssen es erstmal schaffen, dass infrastrukturelle Versorgung mit digitalem, im Jahr 2024 eine Selbstverständlichkeit ist. So wie es klar ist, dass wenn ich ein Haus baue in Bayern, ich einen Wasser- oder einen Stromanschluss bekomme, so muss klar sein, dass ich vernünftiges Internet und vernünftige Mobilfunkverbindungen habe.
Deshalb dazu in Bayern jetzt Pakt Digitale Infrastruktur. Auch da bin ich stolz drauf, gehen wir bundesweit voran und der Federführung meines Hauses.
[20:01] Die Programme sind aber dann beim Finanzministerium, beim Wirtschaftsministerium, also ressortübergreifender Ansatz.
Wir wollen schaffen, dass wir über drei Millionen Millionen neue Gigabit-Anschlüsse im Bereich der Breitbandversorgung auf den Weg kriegen bis Ende 2025, also nicht bis irgendwann, sondern jetzt.
Wir wollen schaffen, dass wir jetzt weiter aus neuen Funkmasten in Bayern aufstellen, nicht irgendwann, sondern jetzt.
Wir haben da was gemacht, was in Deutschland ganz selten ist, mal Bürokratie weggeräumt, im Baurecht, um bei den Funkmasten weiterzukommen.
Also da passiert ordentlich was. Das ist das eine Thema, Infrastruktur.
Und das zweite Thema ist, ich glaube, ist insgesamt meine Überzeugung, weil ich bin ja nicht nur Digital Native, ich bin ja irgendwie auch Dorfbub aus dem 810 Dorf bei mir zu Hause.
Ich glaube, wir werden nur erfolgreich sein bei der Digitalisierung, wenn wir es schaffen, dass wir die Menschen mitnehmen.
Und die Menschen nehmen wir mit, wenn wir denen klar machen, was der Mehrwert für ihre persönliche Lebenswirklichkeit ist.
Nur dann klappt es. Also wenn ich den Leuten sage, wir machen jetzt irgendwas mit KI in München und ich war da mal bei Google und bei Meta, ja dann haben die schon eine grobe Idee, dass das vielleicht wichtig ist und dass da gerade irgendwas passiert.
Aber wir müssen es runterbrechen auf die Lebenswirklichkeit der Menschen.
Wenn ich denen sage, ich war einmal im SIPKA-Herzzentrum und wir haben gerade zehn Leben gerettet, weil wir Herzinfarkt-Diagnostik machen können mit KI, dann verstehen die, worum es geht.
[21:13] Und das versuche ich gerade, wo immer ich das kann. Ich will, dass die Oma im Bayerischen Wald und der Bub am Bodensee versteht, was es für Mehrwert für ihr Leben hat, was wir hier tun in diesem Ministerium.
Nur dann sind wir erfolgreich.
Und deshalb die ganzen Programme. Ich will hier jetzt nicht politisch runterbeten, aber Allianz für digitale Kompetenzen, Digitalverein, Zusammen digital, all die Dinge aus meinem Haus.
Das kommt so ein bisschen vom Herzblut des Ministers, zu glauben, wir müssen die Leute abholen.
Torsten:
[21:37] Also ich wohne...
Auf dem Halbweg nach Augsburg übrigens, vor den Toren der Stadt.
Flächendigitalisierung auf dem Land
Fabian:
[21:41] Die Richtung stimmt schon mal.
Torsten:
[21:42] Die Richtung stimmt schon mal.
Fabian:
[21:43] Das sieht des Augsburgers.
Torsten:
[21:44] Aber Breitband kriegen wir trotzdem nicht, weil Glasfaser haben sich, keine Ahnung, 10% zu wenig der Bürger dafür entschieden und da findet einfach kein Glasfaser aus Borscht.
Fabian:
[21:53] Ist ein Problem, das mir ehrlich gesagt auch ziemlich Schmerzen macht, was aber politisch gar nicht so einfach zu lösen ist. Das eine ist mal die Frage, wie fassen wir es statistisch in der Frage einer Flächenversorgung und einer Versorgung mit hoher Geschwindigkeit.
Da werde ich dann immer konfrontiert mit Statistiken von Ländern, ich nenne jetzt bewusst keines, wo es heißt, die haben aber ganz, ganz viel Glasfaser.
Glasfaser, da wenn man dann genauer hinschaut, das ist manchmal die Wahrheit, die haben zwar in den 10%, wo sie Internetversorgung haben, Glasfaser, ich überspitze ein bisschen, aber in 90% des Landes überhaupt keine Internetversorgung.
Bei uns ist es so, dass wir in der breiten Versorgung sehr, sehr gut sind, auch aufgrund von früheren bayerischen Förderprogrammen, aufgrund eines vielleicht etwas zu niedrigen Richtwerts der EU für die Frage, was ist eigentlich schnelles Internet.
Und jetzt stehen wir vor der Frage, wo kriegen wir es mit Glasfaser auf eine ordentliche Geschwindigkeit aus Sicht eines Digitalministers. hast.
Und da merken wir jetzt, da ist das Beispiel aus deiner Heimarkommune ein ganz gutes, dass durch die gute Versorgung in der Fläche die Menschen manchmal den Bedarf gar nicht sehen.
Das heißt, da gäbe es jetzt ein Angebot, aber es finden sich gar nicht genug Leute, die sagen, wir wollen das haben, deshalb wird es dann nicht gemacht und danach kommen aber die gleichen Leute und sagen, boah, das ist ja.
[23:03] Digitalwüste Bayern, bei uns gibt es gar kein Glasfaser. Und das macht es politisch schwierig.
Aber wie gesagt, für mich ist klar, wir müssen in eine Situation kommen, in der es selbstverständlich ist und zwar selbstverständlich ist auf Gigabit Niveau, ist die Sichtweise des Digitalministers.
Herausforderungen in der IT-Planungsrat-Positionierung
[23:17] Ich werbe nur ein bisschen um Verständnis auch für den Finanzminister, der mir an der Stelle dann sagt, schau mal lieber Digitalminister, wir haben die Leute gefragt und die wollen es gar nicht.
Und das ist dann auch Teil der Wahrheit und das muss man fairerweise auch dazu sagen.
Torsten:
[23:29] Jetzt wenn wir gerade schon auf der politischen Ebene sind, wie wird sich der Freistaat Bayern zukünftig im IT-Planungsrat präsentieren und Mitarbeitenden positionieren?
Fabian:
[23:40] Massiv und durch den Staatsminister persönlich. Das habe ich auch schon so definiert.
Aus meiner Sicht ist das Teil des Rollenprofils, dass wir auch der Antreiber sind aus Bayern heraus für die Digitalisierung in Deutschland.
Das gehört auch dazu, wenn man so eine Luxussituation hat, wie ich sie in Bayern habe, dass man ein eigenes Ministerium für dieses Thema hat und dass man das wirtschaftsstärkste Bundesland in Deutschland ist und einfach weiß über die Frage, wer wirtschaftsstark ist, in 10, in 15 Jahren entscheidet die Digitalisierung.
Und deshalb ist es mein Ansinnen, dass da nicht nur Bayern, sondern ganz Deutschland, Auf diesem Weg in die Zukunft nicht auf der Rücksitzbank sitzt und irgendwie passiv zuschaut, wohin die Reise geht. Wir müssen in den Fahrer sitzen.
Und sonst machen andere die Zukunft.
Und dann müssen wir nach Regeln asiatischer Märkte spielen und das will ich nicht. Und deshalb schiebe ich da gerne auch Bundesweite an.
Torsten:
[24:29] Und willst du auch das Thema angehen, dass das Stimmverhältnis und das Finanzierungsverhältnis ja gigantisch auseinander klafft.
Das eine geht pro Kopf und das andere geht nach Königsteiner Stöße.
Fabian:
[24:39] Mir ist da schon ein bisschen Teil der Arbeit abgenommen worden.
Also ich habe ja den IT-Staatsvertrag einbringen dürfen jetzt in den Bayerischen Landtag, den zugegebenermaßen in einigen Teilen noch meine Amtsvorgängerin.
Wir hatten da so ein bisschen Job-Sharing.
So ist es eigentlich richtig beschrieben. Also Jürgen Gerlach hat noch, wie ich finde, sehr, sehr gut verhandelt mit den Länderkolleginnen und Kollegen und mit dem Bund. Und mein Job war es jetzt, das was verhandelt wurde, durch den Landtag zu bringen.
Und das ist jetzt gut gelungen. Im Moment ist noch die zweite Lesung steht nach Hause, aber ich habe das Gefühl, wenn ich mit den Fraktionen spreche, wir werden da sehr, sehr gut damit durchkommen.
Und mit dem, was jetzt im neuen IT-Staatsvertrag normiert ist, haben wir schon eine Governance-Reform auch auf Ebene der FITCO und des IT-Planungsrats.
Und jetzt wird es bei finanzrelevanten Beschlüssen ein Einstimmigkeitsprinzip geben.
Das heißt, dann hat der Freistaat Bayern auch gewissermaßen ein Veto-Recht.
Und das finde ich auch echt angemessen. Also schau dir den Länderfinanzausgleich an.
Also wenn da jetzt 18 Milliarden in Deutschland umverteilt werden und fast 10 Milliarden aus Bayern kommen, dann ich sage jetzt nicht, wer zahlt, schafft an.
Aber wenn jemand im Bereich der Digitalisierung die Nummer 1 in Deutschland ist und wenn jemand im Bereich der Digitalisierung, der zufällig die Nummer 1 in Deutschland ist, auch noch 80% der Zeche bezahlt, dass der dann mitreden darf, wenn Entscheidungen fallen und nicht zuschauen muss, wie die anderen 15 gegen ihn entscheiden, das halte ich jetzt schon für einen legitimen Anspruch und da bin ich auch selbstbewusst genug, den zu vertreten in Berlin.
Torsten:
[25:59] Zumal wir haben ja im Bundesrat ein gutes Beispiel, wie es super funktioniert.
Fabian:
[26:03] Da waren wir übrigens auch erfolgreich jetzt bei Digital Service Act und so weiter. Es ist nicht so, das auch mal gesagt, ich glaube, ich drehe den Bayern etwas weniger ab, Als Bayer in Berlin etwas weniger, wie soll ich es vorsichtig formulieren, sendungsbewusst auf als andere, was ganz gut ankommt unter den CIOs und unter den Länderverantwortlichen jetzt für das Digitalisierungsthema und habe deshalb das Gefühl, ich werde da auch durchaus gehört.
Also wenn man jetzt sieht, dass im Bundesrat alles, was wir zum Digital Services Act vorgeschlagen haben, angenommen würde vom Bundesrat und damit auch im Bundesgesetzgebung komplett einfließt, was da jetzt mein Vorschlag, Vorschlag meines Hauses war, habe ich nicht das Gefühl, dass da Bayern umspielt wird, sondern wir haben da schon einen guten Ruf und wir haben da auch die Chance zu gestalten. Nur ich fordere das schon auch ein, das gebe ich offen zu.
Torsten:
[26:47] Ich habe tatsächlich eine höhere Frage.
Fabian:
[26:49] Gerne.
Torsten:
[26:49] Was können Grundzüge einer zeitgemäßen Digitalpolitik sein?
Grundzüge einer zeitgemäßen Digitalpolitik
Fabian:
[26:56] Und wieder müsste ich die Frage stellen, wie lange wir Zeit haben.
Torsten:
[26:59] Es geht auch um die Grundzüge.
Fabian:
[27:01] Ich glaube, für mich sind es mindestens, ich zähle so geistig durch, mindestens drei.
Mindestens drei. Das Erste ist, ich glaube, wir müssen schaffen, Architekten zu sein für einen modernen Staat.
Weil einfach klar ist, es gibt zwei große Herausforderungen, mindestens in Deutschland.
Das eine ist Bürokratie und das andere ist Demografie. Also Fachkräftemangel, wenn die Babyboomer dass alle in den Ruhestand gehen.
Und für beides ist die Lösung Digitalisierung. Wir können es, wenn wir uns trauen, den Prozess neu zu denken.
Also nicht einfach nur die bisherige Bürokratie ins Internet tragen, sondern alles wegräumen.
Torsten:
[27:38] Ich wollte gerade nachfragen, ist Digitalisierung die Lösung oder ist es ein Werkzeug für die Lösung?
Fabian:
[27:45] Es kommt darauf an, wie man es anwendet. Ist am Ende auch egal, ob die Lösung ist da.
Also ich glaube, bei der Bürokratie ist es so, dass ja ganz, ganz viele versucht haben zu entbürokratisieren und noch mehr als das je versucht haben, grandios gescheitert sind.
Ich denke an ehemalige bayerische Ministerpräsidenten in Brüssel.
Ich denke an andere, die da für den Bund unterwegs sind.
Ich glaube nicht, dass irgendjemand von uns, obwohl die Entbürokratisierer waren, das Gefühl haben, es ist irgendwas weniger bürokratischer als in der Vergangenheit.
Und meine feste Überzeugung ist, es gibt jetzt ein Window of Opportunity, wie man neudeutsch sagt.
Eine Phase, wo wir echt eine fette Chance haben, da was besser zu machen.
Und das ist dieses Zeitalter der Digitalisierung.
Allerdings nur dann, wenn wir Digitalisierung nicht missverstehen und es die Frage Werkzeug oder Lösung. Wenn wir sagen, es ist nur ein Werkzeug und Digitalisierung bedeutet, wir hacken jetzt das, was wir früher händisch ins Formular eingetragen haben, online in ein PDF.
[28:39] Und dann drucken wir das PDF aus und dann faxen wir das von einer Amtsstube in die andere.
Dann haben wir genauso viel Bürokratie wie vorher. Es gibt ja dieses geflügelte Wort, hoffen wir, man darf das sagen in deinem Podcast, wenn man einen Scheißprozess, so ist es formuliert, digitalisiert, dann kriegt man einen digitalen Punkt, Punkt, Punkt Prozess und genauso ist es halt auch.
Aber wenn wir den Mut haben, das klug zu machen, dann haben wir die Chance, wirklich einen Game Changer in der Digitalisierung zu haben für das Thema Endbürokratisierung.
Und genauso ist es beim demografischen Wandel. Wir haben ja irgendwie vor zehn Jahren diskutiert, nehmen jetzt digitale Prozesse Leuten die Arbeitsplätze weg, führt jetzt Robotik dazu, dass die Leute ihren Job verlieren.
Heute wissen wir, wir haben so einen krassen Fachkräftemangel in diesem Land, dass wir es hoffentlich noch rechtzeitig schaffen, alles, was wir irgendwie automatisieren können, zu automatisieren und zu digitalisieren, sodass die wenigen Leute, die wir noch haben, das machen können, was wir nicht automatisieren können.
Und deshalb brauchen wir es auch da. Also moderner Staat. Und die anderen beiden, nur kurz angetippt, ich glaube, wir müssen in dieses KI-Zeitalter, wir müssen da die Nase vorne haben, weil da wird über Zukunft entschieden.
Und der dritte Punkt, den haben wir eh schon verhandelt. Wir müssen die Leute mitnehmen. Es geht nicht als Elitenthema im Münchner Speckgürtel, sondern wir müssten alle mitnehmen.
Auch ein Mittelstand übrigens, ganz, ganz wichtig bei diesem KI-Thema.
Torsten:
[29:56] Digitale Teilhabe. Hilft uns Pragmatismus?
Fabian:
[29:59] Ja, definitiv, ja. Ganz schnelle Antwort.
Torsten:
[30:01] Also auch mal Dinge zu machen, die nur zu 80 Prozent fertig sind?
Fabian:
[30:07] Klar, also das ist definitiv eines der Hauptprobleme in Deutschland.
Deutschland sucht fünf Jahre lang nach der 110%-Lösung und bis wir bei der 110%-Lösung sind, brauchen wir sie schon nicht mehr.
Erledigung durch Fristablauf, während andere nach einem halben Jahr die 80%-Lösung machen.
Bestes Beispiel bis heute, liebe Grüße an Andi Scheuer, die Maut.
Die Österreicher haben ein unverschämtes Papierwapperl an der Frontschutzscheibe hängen, seit, weiß ich nicht, wie viele Jahren, 20 Jahren, 25 Jahren, damit Milliarden ins Land geholt.
Deutschland wollte ein Satellitensystem, das es bis heute nicht gibt, damit ist alles gesagt.
Torsten:
[30:40] Wenn wir digitalisieren, müssen wir auch in Richtung IT-Sicherheit denken.
Schutz vor Cyberkriminalität in Bayern
[30:45] Wie willst du es schaffen, die bayerischen Behörden vor Cyberkriminalität oder mehr zu schützen?
Fabian:
[30:52] Extrem wichtiges Thema.
Hängt auch unmittelbar zusammen mit dem, was wir zuvor besprochen haben.
Wenn wir die Leute mitnehmen wollen und begeistern wollen, ist Cybersicherheit die Grundbedingung.
Ich merke, dass nach jedem noch so unsinnigen Cyberangriffsberichterstattungswahnsinn, jetzt überspitze ich es ein bisschen, wo eigentlich vergleichsweise wenig passiert ist, ich mit meiner Überzeugungsarbeit fast von vorne beginnen muss.
Weil die Leute sagen, das ist ja wieder der Beweis, das ist ja alles ganz, ganz unsicher und ganz, ganz gefährlich. ich lasse es uns doch konventionell machen.
Deshalb glaube ich, müssen wir da richtig, richtig gut sein.
Und wir müssen auch Schritt halten mit der Verlagerung von Kriminalität ins Digitale.
Alles verlagert sich ins Digitale, alle Lebensbereiche.
Und dann ist klar, dass die Kriminalität nichts anderes tut.
Also das, was vor zehn Jahren der Bankräuber war, ist heute die Cyberattacke.
Und da müssen wir uns gesetzlich dafür rüsten. Das ist die eine Baustelle.
Und die andere Baustelle, die im gesetzlichen Rüsten ist, wir müssen auch unsere Strafverfolgungsbehörden und unsere Justiz rüsten. Und wir brauchen die Leute, die dort in der Lage sind, mit ihrer Expertise und mit der Manpower dafür zu sorgen, dass der digitale Raum halt kein rechtsfreier Raum ist.
Aber das halte ich für total entscheidend. Allerdings auch wichtig, wenn ich das dazu sagen darf, dass wir das nicht zu deutsch übertreiben mit Überregulierung, weil das ist auch ein bisschen ein Thema. Bei mir zu Hause, mein Stimmkreis ist ja im Landkreis Dillingen.
[32:15] Landkreis Dillingen ist mal ein Rathaus abgebrannt und die bisherigen, damals Bayern war in der Presse, deshalb ist das immer mein Beispiel.
Und wenn dort die Dinge immer hievliegen und die brennen ab, dann sind die auch für immer weg.
Da hat noch niemand eine Debatte drüber geführt. Bei jedem Cyberangriff führen wir diese Debatte.
Die ist auch richtig und wichtig. Ich glaube nur, wir dürfen es nicht übertreiben.
Also wenn ich sehe, dass wir zwischenzeitlich Gesundheitsdaten nach der jüngsten Beschlussfassung des Bundestags einigermaßen lax um die Welt schicken können, mir aber dann andere erzählen, dass der Hundesteuerbescheid ein Datenschutzthema aufwirft, dann weiß ich es auch nicht.
Und deshalb bin ich froh, dass ich mit dem bayerischen Landesbeauftragten für den Datenschutz, mit dem Professor Petri, dann ein sehr, sehr gutes Gespräch hatte zum Amtsamt Ritt und wir auch vereinbart haben, in Bayern soll der Datenschutz ein Partner und kein Feind der Digitalisierung sein.
Nein, ich glaube, da werden wir genau den Pragmatismus an den Tag legen, der nötig ist.
Die deutsche Neigung ist leider manchmal das eher zu übertreiben.
DSGVO nur ein Stichwort.
Torsten:
[33:10] Bayern hat ja als einziges Bundesland auch ein LSI, Landesabversicherungs- und Informationstechnik.
Zusammenarbeit mit dem LSI in Bayern
[33:15] Gehört nicht zum Digitalministerium, aber wie ist da die Zusammenarbeit?
Fabian:
[33:18] Gut, und ehrlicherweise ist das ja immer so. Digitalisierung ist ein Querschnittsthema.
Den Ehrgeiz habe ich gleich zu Beginn abgelehnt. Also ich könnte jetzt meine Zeit darauf verwenden, fünf Jahre lang zu versuchen, möglichst viele Kompetenzen und möglichst viele Euros ins Haus zu nutzen.
Das ist ja verlorene Liebesmüh. Mein Job ist, digitale Transformation zum Fliegen zu bringen in Bayern.
Mir ist völlig egal, ob das LSI beim einen oder beim anderen Haus hängt oder ob die Förderkulisse für den Funkmasten im Wirtschaftsministerium ist oder bei mir oder die für Breitband beim Heimatministerium oder bei mir.
Am Ende muss es funktionieren. Daran bemessen uns die Menschen.
Und für mich ist insgesamt relevant, dass wir knapp drei Milliarden Haushaltsmittel für die Digitalisierung in diesem Haushalt stehen haben.
Das ist entscheidend. Wenn das zu wenig wäre, wäre es ein Problem.
In welchem Haus die liegen, ist mir egal.
Torsten:
[34:05] Jetzt sind wir zeitlich ziemlich fortgeschritten. Ich will dir noch eine Nummer zeigen. Kennst du die?
Fabian:
[34:11] Die kenne ich tatsächlich und die kenne ich irgendwie seit drei Wochen, weil mir die in verschiedenen Interviews immer wieder vorgelesen wurde.
Das ist mutmaßlich die Faxnummer des Digitalministeriums.
Aber ich kannte sie vorher nicht, was ein gutes Zeichen ist.
Torsten:
[34:24] Das ist sehr gut. Also PGP als Zugangsweg wäre auch eine gute Möglichkeit für das Digitalministerium.
Fabian:
[34:29] Oh ja. Aber man hat erfreulicherweise lange gebraucht, als ich diesen Faxband verkündet habe in den ersten Medieninterviews, habe ich zu meinen Mitarbeitern, das ist jetzt ein bisschen die Sidekick-Anekdote, habe ich zu meinen Mitarbeitern gesagt, jetzt bringt mir mal ein Fax ins Ministerbüro, ich will ein Foto mit so einem Ding, um halt irgendwie die Bildersprache zu haben.
Und dann sind die verschwunden und dann kam eine Stunde keiner mehr.
Das fand ich sehr beruhigend.
Hätten die gleich eins gefunden, hätten wir ein größeres Problem gehabt.
Torsten:
[34:55] Gleich im Sekretariat. Genau, richtig.
Fabian:
[34:56] Richtig.
Torsten:
[34:57] Fabian, vielen, vielen Dank. Hat mich sehr gefreut, dass du bei mir im Podcast warst.
Fabian:
[35:00] Ich bedanke mich. War mir eine Ehre.
Torsten:
[35:01] Und bist jederzeit herzlich willkommen hier im E-Garment Podcast.
Fabian:
[35:04] Immer wieder gerne. Hat Spaß gemacht.
Torsten:
[35:06] Und euch, liebe Hörerinnen und Hörer, vielen Dank fürs Zuhören und bis zum nächsten Mal.
Fabian:
[35:09] Alles Gute. Ciao.